Montag, 6. Mai 2013
Thema: Writing
Alsooo....hier kommt das erste Kapitel von meinem Buch...:D Ich weiss, es ist seeehr lang, aber ihr müsst ja nicht alles lesen, wenn es euch nicht gefällt :D Ich bin mir jetzt auch nicht so sicher, ob das ganze so gut ist, deswegen dürft ihr mir gerne sagen, was ihr gut findet und was nicht :)
Achja - das, was da drüber auf Englisch steht ist ein (etwas umgewandeltes) Zitat aus einem OneRepublic Song...ich fand, das passt irgendwie zu meinem Gesamt-Konzept von dem Buch (auch wenn der hier vielleicht noch nicht so ganz rauskommt :D) und irgendwie fasel ich schon wieder viel zu viel rum, deswegen, lest selber:


I DON’T THINK THE WORLD IS SOLID, WE’RE JUST DOING WHAT WE’RE TOLD.

Als ich aufwachte, war ich schweißgebadet. Schon wieder hatte ich diesen Traum gehabt. Wieder war ich im Traum auf diesem Turm gestanden. Wieder hatte er mich in den sicheren Tod gestoßen. Nur dass ich nicht wusste, wer er war. Aus meinen Träumen wusste ich, wie er aussah, aber ich kannte ihn nicht. Ein Gesicht wie seines hätte ich mir sicherlich gemerkt. Hohe, markante Wangenknochen, blasse, makellose Haut, das Gesicht umrahmt von halblangen, schwarzen Haaren. Und wenn ich mir das Gesicht nicht gemerkt hätte, dann bestimmt die Augen. Sie waren von einem tiefen dunkelbraun, mit silbernen und jadegrünen Sprenkeln darin. Jedes Mal, wenn ich diesen Traum hatte, waren sie das letzte, das ich sah, während ich wie in Zeitlupe rückwärts von der Plattform fiel. Das schlimmste an dem Traum war aber nicht, dass ich starb. Sondern der Ausdruck in seinen Augen. Darin lag tiefe Verzweiflung, gemischt mit Liebe, Angst und Enttäuschung.
Ich seufzte und warf einen Blick auf die Uhr. Es war 3.15 Uhr. Ich wollte aufstehen, mir etwas zu trinken holen und dann vielleicht weiterschlafen, aber ich wusste, dass es von der Gemeinschaft registriert werden würde. Man würde merken, dass etwas nicht in Ordnung war. Wenn sie das nicht jetzt schon taten. Sie überwachten alles. Jedes Wort, jeden Schritt, jeden Atemzug, den du machst, registrieren sie und werten ihn aus. Sie sagen, das sei zu unserer Sicherheit. Um uns vor Krankheiten, Kriegen und sozialen Ungleichheiten zu bewahren. Und die Menschen akzeptierten es. Sie waren es nicht anders gewohnt und wollten es auch gar nicht anders. Immerhin fehlte es ihnen an nichts. Sie waren nicht krank und hatten genug zu essen. Dass sie bei diesem System aber so gut wie keine Selbstbestimmung mehr hatten, bemerkten sie nicht. Für sie wurde alles geregelt. Der Tagesablauf, wo sie lebten, was sie für Kleidung trugen, mit wem sie verheiratet waren und wie viele Kinder sie bekamen, sogar welches Geschlecht ihr Kind hatte. All das wurde für die Menschen von der Gemeinschaft bestimmt. Niemand lehnte sich dagegen auf. Alle lebten friedlich zusammen, in drei Klassen geteilt in fünf verschiedenen Verwaltungsgebieten. Sie waren damit zufrieden, wie Ware in drei Klassen eingeteilt zu werden – die Superior-Class, die Average-Class und die Phantom-Class.
Ich gehörte der Superior-Class an, der besten der drei Klassen. Irgendwie logisch, wenn man die Tatsache in Betracht zog, dass mein Vater so etwas wie der Sicherheitschef der Gemeinschaft war. Die Average-Class war der Durchschnitt, nicht gut, nicht schlecht. Und wenn man der Phantom-Class angehörte, war man entweder hineingeboren oder man hatte es selbst verschuldet, indem man ein Verbrechen begangen hatte oder sich aufgelehnt hatte. Mir war von klein auf beigebracht worden, dass die Menschen der Phantom-Class Menschen zweiter Klasse waren. Man hatte mir eingetrichtert, sie zu ignorieren, so, wie es alle taten. Sie seien böse, ungebildet und zurückgeblieben. So hatte man es mir in der Schule beigebracht. Und ich glaubte ihnen. Ich wusste es ja nicht besser.
Ich hatte noch nie jemanden aus der Phantom-Class auch nur aus der Nähe gesehen. Sie lebten in gesonderten Gebieten, den sogenannten Phantom-Towns. Sie durften nur von dort weg, um zu arbeiten. Sie bekamen nur die niederen Arbeiten. In der Fabrik am Fließband, bei der Müllentsorgung oder in den Wäschereien. Mich hingegen erwartete nach dem Abschluss meiner Schulzeit eine Arbeit, die in der Gemeinschaft hoch angesehen war. In der Verwaltung, bei der Paarungsbehörde, bei der Entwicklung oder eine andere hohe Stellung. Wo genau, würden die Tests zeigen, die in nicht allzu ferner Zukunft mit mir gemacht werden würden, um herauszufinden, für was ich am besten geeignet wäre. Und um herauszufinden, welcher mein optimaler Partner wäre. Dieser Gedanke bereitete mir schon seit Monaten ein flaues Gefühl im Magen. In einem Monat würde ich siebzehn werden. Dann würde man mir meine endgültige Arbeitsstelle mitteilen und mich mit meinem zukünftigen Partner bekannt machen. Mit achtzehn würde ich verheiratet werden und dann würde von mir erwartet werden, die mir bestimme Anzahl Kinder zu bekommen. Um den Fortbestand der Gemeinschaft zu sichern und die Superior-Class mächtig zu halten. Ich wollte nichts von alledem. Ich wollte frei sein, eigene Entscheidungen treffen, mir selbst aussuchen, wen ich liebte. Aber es war verboten so zu denken. Ich war mir nicht sicher, ob die Gemeinschaft unsere Gedanken überwachen ließ. Die Mittel dazu hatte sie auf jeden Fall. Aber wenn sie es täte, wäre ich jetzt nicht hier. Dann hätte man mich schon längst aus dem Weg geräumt oder in die Phantom-Class degradiert. Wieder warf ich einen Blick auf meinen Wecker, der mir in großen, roten Ziffern anzeigte, dass erst drei Minuten vergangen waren. Vielleicht sollte ich einfach versuchen, wieder zu schlafen. Gerade in dem Moment, als ich die Augen schloss, klopfte es leise an meiner Schlafzimmertür. Bevor ich etwas sagen konnte, wurde sie einen kleinen Spalt breit aufgeschoben und ich sah meinen Bruder Jamie im Mondlicht stehen. „Darf ich reinkommen?“, fragte er leise. „Ich kann nicht schlafen…“ Ich seufzte. Das machte er öfter, als mir lieb war. Ich wollte nicht, dass die Gemeinschaft Schlafstörungen oder etwas in der Art bei ihm zu bemerken glaubte und ihm dagegen irgendwelche Mittelchen ins Essen mischte. Vielleicht, wenn er Glück hatte, war er aber auch noch zu klein, um überwacht zu werden.
„Klar, komm her.“, flüsterte ich und zog ihn zu mir ins Bett. Er kroch unter meine Decke und er schmiegte sich eng an mich. „Hast du wieder schlecht geträumt?“, fragte ich ihn. Er machte ‚Mhm‘ und vergrub sein Gesicht in der Bettdecke. Ich strich ihm mit der Hand über den Kopf und schloss meine Augen. Wenig später war ich eingeschlafen, genauso wie mein Bruder neben mir.

„Elinor, komm, steh auf!“, rief meine Mutter. Ich murmelte etwas unverständliches von wegen ‚Lass mich in Ruhe!‘ , drehte mich um und zog mir die Decke wieder über den Kopf. „Los jetzt, mach dass du aus dem Bett kommst, es ist schon halb acht!“, keifte sie weiter. Langsam begann mein Hirn zu schalten. Halb acht…Verdammt! Das hieß, ich hatte nur noch etwa 20 Minuten Zeit, um zu essen und in die Schule zu kommen. Fluchend sprang ich aus dem Bett und rannte über durch den Flur in Richtung Badezimmer. Dort angekommen spritzte ich mir eiskaltes Wasser ins Gesicht und kämmte mir die Haare. Als ich zum Schluss einen Blick in den Spiegel warf, keuchte ich leise auf. Ich war leichenblass und die Ringe unter meinen Augen waren dunkelblau, wodurch das klare Blau meiner Augen noch strahlender wirkte als sonst. Ich seufzte. Das würde Fragen aufwerfen. Ob ich mich krank fühlte oder ob ich schlecht geschlafen hatte. Und ich würde ihnen sagen, dass es mir gut ginge. Im Grunde genommen war das sogar die Wahrheit. Immerhin war ich nicht krank. Ich hatte nur seltsame Träume, aber davon brauchte die Gemeinschaft nichts zu wissen.
Ich lief zurück in mein Zimmer und zerrte einen dunkelblauen Rock und eine weiße Bluse aus meinem Schrank. Jeden Tag das gleiche. Die Gemeinschaft schrieb vor, was wir trugen. Als Mädchen trug man in der Superior-Class trug man in der Schule oder bei der Arbeit einen dunkelblauen Rock und eine weiße Bluse, in der Freizeit anstelle des Rocks eine Hose. In der Average-Class waren der Rock und die Hose grau, in der Phantom-Class schwarz.
Zum Schluss schlüpfte ich in diese grässlichen braunen Absatzschuhe, die die Mädchen der Superior-Class zu tragen hatten und rannte damit, so schnell es eben ging, in die Küche. Dort saß schon mein Bruder am Tisch, vor sich den Behälter mit seinem Frühstück. Ich setzte mich neben ihn und riss den Deckel von meinem eigenen Behälter. Warmer Essensduft strömte mir entgegen. Heute Morgen gab es Rührei, das mochte ich am liebsten. Jamie warf einen neidischen Blick auf mein Frühstück und ich bemerkte, dass sich in seinem Behälter eine bräunliche, schleimige Substanz befand, die er sich lustlos in den Mund schaufelte. Haferschleim. Schon wieder. Jamie bekam den neuerdings ständig, dabei hasste er das Zeug. Offensichtlich glaubte die Gemeinschaft, das würde sein Wachstum fördern. So schnell ich konnte schlang ich mein Essen hinunter, ohne irgendwas zu schmecken. Jamie war mittlerweile fertig und hatte seinen Essens-Behälter in die dafür vorhergesehene Sammelstelle geworfen. Dann setzte er sich wieder neben mich an den Tisch und beobachtete mich beim Essen. Ich warf einen Blick auf die Uhr und bemerkte, dass ich, wenn ich den Schultransport noch erreichen wollte, sofort gehen musste.
„Hier, wenn du willst kannst du das noch essen!“, sagte ich zu Jamie und deutete auf die übrig gebliebene Hälfte von meinem Rührei. „Aber das darf ich doch nicht! Das ist verboten und außerdem ist das doch dein Essen?“, gab er zurück. „Mach ruhig, wenn wir es niemandem sagen merkt es auch keiner. Ich muss jetzt los!“, meinte ich und strich ihm mit der Hand über die lockigen, braunen Haare. Seine waren so anders als meine. Meine waren blond und glatt, aber der Rest meiner Familie hatte dieselben braunen Locken wie Jamie. Im Großen und Ganzen sah ich weder meinem Bruder noch meinen Eltern wirklich ähnlich. Sie alle waren groß und muskulös, wurden schnell braun und hatten alle die gleichen schokobraunen Augen. Ich hingegen war klein und schmächtig, hatte helle, fast durchscheinende Haut und strahlend blaue Augen.
Als ich an der Tür ankam, warf ich einen Blick über meine Schultern und musste grinsen, als ich Jamie sah, wie er gierig das Rührei in sich reinstopfte. Dann trat ich hinaus auf die Straße und musste meine Augen zusammenkneifen. So hell war es schon lange nicht mehr gewesen.
Offensichtlich hatte die Gemeinschaft beschlossen, die Strahler, die uns so etwas wie Sonnenlicht vorgaukeln sollten, heute besonders hell zu stellen.

Die Welt, in der ich lebte, war begrenzt. Die fünf Verwaltungsgebiete der Gemeinschaft befanden sich in einem abgeschlossenen Ökosystem, aus dem niemand hinaus kam. Außerhalb dieses Systems gab es nichts. So hatte man es uns beigebracht. Da draußen war nur die Wildnis, abgeschirmt von meterdicken Mauern. Man hatte uns erklärt, dass es da draußen kein Leben mehr gibt. Nichts. Alles war von einem furchtbaren Krieg zerstört worden, der mit atomaren, biologischen und chemischen Waffen ausgefochten worden war. Das war 200 Jahre her. Ob es die Wahrheit war, wusste ich nicht. Aber die Menschen hatten fürchterliche Angst vor dem, was da draußen war. Deswegen hatte auch nie jemand versucht, zu flüchten. Zumindest war nichts Derartiges bekannt. Darin war die Gemeinschaft gut: unangenehme Dinge zu verschweigen.
Allerdings war mir einmal zu Ohren gekommen, dass die Gemeinschaft vor langer Zeit Rebellen nach draußen, in die Wildnis, verbannt hatte um sie los zu werden. Ob es stimmte, oder ob es nur eine Schauergeschichte war, um die Menschen von einer Rebellion abzuhalten, wusste ich nicht.
Im Grunde wusste ich nichts, außer dem, was die Gemeinschaft uns allen eintrichterte und das machte mich krank. Ich wollte und ich konnte ihnen nicht alles glauben. Immer hatte ich das Gefühl, dass die Gemeinschaft uns unser ganzes Leben, unsere ganze Existenz nur vorgaukelte. Dass sie uns nur als ihre Schachfiguren benutze und mit allen Mitteln versuchte, uns unter Kontrolle zu halten. Und es funktionierte. Niemand lehnte sich gegen die Regeln der Gemeinschaft auf. Alle fanden es völlig normal, kaum über ihr eigenes Leben bestimmen zu können. Ihnen war es völlig fremd, wichtige Entscheidungen wie Berufs- oder Partnerwahl selbst zu treffen. Sie verließen sich darauf, dass die Gemeinschaft so für sie entschied, wie es am besten für sie war. Und das schon seit Generationen.
Bevor ich noch weiterdenken konnte, hielt der Schultransport genau vor meiner Nase an der Haltestelle. Die Tür öffnete sich, ich stieg ein und blickte mich nach einem Sitzplatz um. Weiter hinten im Abteil entdeckte ich einen freien, neben einem Jungen, der vermutlich auf meine Schule ging. „Darf ich mich setzen?“, fragte ich und deutete auf den Sitz neben ihm. Er blickte kurz von dem Bildschirm seines Tablets auf, nickte und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm.
Die Bildschirme waren allgegenwärtig. Niemand schrieb mehr mit der Hand, jeder tippte nur noch auf seinem persönlichen Bildschirm herum wie ein Besessener. Die Menschen waren von der Technik schon total abhängig geworden. Niemand kam mehr ohne eines dieser dünnen, federleichten Tabletts aus. Darauf war das ganze Leben der Menschen gespeichert. Kontaktdaten, Zeitpläne, der Schulstoff. Wenn ich alleine war, benutzte ich mein Tablet nur selten. Natürlich war es ein toller Zeitvertreib, immerhin konnte man darauf mit seinen Freunden kommunizieren oder Spiele spielen, aber ich wollte nicht so abhängig sein wie alle anderen. Ich benutzte es auch nicht, um Tagebuch zu schreiben, obwohl ich das gerne getan hätte, um meine Gedanken zu ordnen. Aber mir schien es zu gefährlich, alle meine Gedanken darin aufzubewahren, weil ich nicht wusste, ob die Gemeinschaft die Geräte und ihre Inhalte überwachen ließ. Manchmal wünschte ich mir, schreiben zu können. Richtig schreiben zu können, mit einem Stift auf echtem Papier. Ich hatte weder das eine noch der andere jemals gesehen, ich wusste nur, dass es vor langer Zeit einmal existiert hatte und von den Menschen täglich benutzt worden war. Papier gab es schon lange nicht mehr. Alles lief nur noch über Bildschirme. Auch Bücher gab es keine mehr, die Gemeinschaft hatte sie alle vernichten lassen.
Mein Großvater hatte mir auch vor einigen Jahren mal von etwas erzählt, das Musik genannt wurde. Die Menschen hatten es selbst gemacht, mit Dingen, die man Instrumente nannte. Aber auch das hatte die Gemeinschaft verboten. Man war der Meinung, die Menschen sollten sich nur auf ihre Aufgaben konzentrieren, arbeiten und dem gesellschaftlichen Standard entsprechen. Alles, das die Menschen davon ablenken könnte, war verboten worden.
In Gedanken versunken sah ich aus dem Fenster. Ich sah die weißen, kastenförmigen Häuser der Superior-Class an mir vorbeiziehen. Hier war alles gleich. Die Wohnhäuser für die Bürger der Gemeinschaft waren von draußen und drinnen genau gleich, damit keine Ungleichheit innerhalb einer Klasse entstand. Die Häuser der Average-Class waren etwas kleiner als die der Superior-Class und hatten auch keine Dachterrasse. Im Gegensatz zu den Hütten der Phantom-Class waren sie aber direkt luxuriös. Die Phantom-Class musste in kleinen, vom Schmutz grauen Hütten leben, die eng zusammengedrängt in den dafür vorgesehenen Wohngebieten leben.

Plötzlich stupste mich der Jungen neben mir an und machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür, die sich langsam öffnete. Wenn er mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, hätte ich nicht mal bemerkt, dass ich schon aussteigen musste. Ich schnappte mir meine Tasche und schlüpfte durch die Tür, raus auf den Bahnsteig. Dort reihte ich mich in die Masse an Schülern ein, die auf den Eingang der Schule zuströmten. Ich stieg die Treppen hoch und lief dann in die Richtung meines Klassenzimmers. Mittlerweile war ich im letzten der vier Schuljahre angelangt. Die Kinder wurden zuerst vier Jahre in einen Kinderhort gesteckt, bevor sie in die Schule kamen. Dort wurde ihnen dann vier Jahre lang die Lehre der Gesellschaft eingetrichtert, was für Gefahren ein Leben ohne die Gesellschaft für uns bedeuten würde und nach welchen Kriterien unsere zukünftige Arbeitsstelle und unser Lebenspartner ausgewählt werden würden.
Nach den vier Jahren war alles so fest in den Gehirnen der Schüler verankert, dass keiner von ihnen jemals auf die Idee kommen würde, eine Rebellion gegen die Gemeinschaft zu beginnen.
Mittlerweile war ich an dem Raum angekommen, in dem sich mein Klassenzimmer befand. Ich ging hinein, warf meine Tasche auf meinen üblichen Sitzplatz und ließ mich auf den weißen, harten Stuhl fallen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es noch etwa 10 Minuten bis zum Unterrichtsbeginn waren.
"Na du?“, hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme, dicht neben meinem Ohr. „Kommst du heute Nachmittag mit zum Training?“
Es war die Stimme meiner besten Freundin und Banknachbarin Rowan. Sie ließ sich auf den Stuhl neben mir fallen und warf ihre leuchtend roten Haare über die Schulter zurück. „Ach…ich weiß nicht so Recht…du weißt doch, dass meine Prüfungen bald bevorstehen…“, gab ich zurück. „Genau deswegen sollst du ja mitkommen! Damit du mal auf andere Gedanken kommst!“, rief sie. „Sport tut dir gut, außerdem musst du bei deinen Prüfungen bestimmt auch einen Fitnesstest machen!“
„Na gut, aber nicht so lange. Höchstens ein oder zwei Stunden. Zu welchem Training willst du überhaupt gehen?“, fragte ich sie. „Hm…vielleicht laufen? Oder wäre dir schwimmen lieber?“ Bevor ich antworten konnte, betrat der Lehrer den Raum und alle verstummten.
„Guten Morgen, meine Damen und Herren. Da sie alle kurz vor ihren entscheidenden Tests stehen, werden wir heute noch einmal alles Wichtige wiederholen…“, begann er. Nicht schon wieder. Ich wusste, dass ich aufpassen sollte, obwohl wir das alles schon so oft durchgekaut hatten, aber mein Gehirn schaltete einfach ab. Meine Gedanken machten sich selbstständig, liefen in eine unbestimmte Richtung. Plötzlich erinnerte ich mich wieder an meinen Traum. Ich wollte wissen, wer dieser Junge war. Ich hätte alles dafür gegeben, ihn zu kennen. Vermutlich existierte er nicht einmal…ich sollte wirklich an etwas anderes denken. Um mich abzulenken sah ich aus dem Fenster. Aber alles, was ich sah, hatte ich schon viel zu oft gesehen. Die im künstlichen Wind wehenden Blätter der Plastikbäume, Menschen auf dem Weg zum Bahngleis und in nicht allzu großer Entfernung die Mauer, die die Gemeinschaft von der Wildnis trennte. Die Gemeinschaft war im Grunde nur eine einzige große Stadt in einer dicken Betonkuppel, aus der es kein Entrinnen gab. Niemand kam rein und auch niemand raus. Ich wünschte mir oft, dass ich einfach durch Zufall irgendwo eine Tür entdecken würde, die mich hier herausbrachte, aber bis jetzt hatte ich noch keine gefunden. Als ich noch kleiner war, war ich stundenlang in der Stadt an der Mauer herumgelaufen und hatte sie gesucht. Irgendwann hatte ich es aufgegeben. Aber davon zu träumen, dass ich einmal hier heraus komme, nicht. Ich war nur immer weiter in der Stadt herumgerannt, hatte jeden Baum und jeden Stein begutachtet und gehofft, etwas Neues zu entdecken, etwas, das niemand außer mir kannte, aber es war mir nie gelungen. Oft war ich kurz davor gewesen, einfach nach Phantom-Town zu laufen und mich dort umzusehen, aber ich hatte es nie getan. Ich wusste, dass es für Angehörige der Superior-Class strengstens verboten war, dort auch nur einen Fuß hinein zu setzen. Man sagte, das sei, um uns zu schützen, aber die Wahrheit war vermutlich, dass man nicht wollte, dass jemand die schlechten Lebensbedingungen der Menschen dort sah. Das hätte ein schlechtes Licht auf die Gemeinschaft geworfen und das galt es zu vermeiden.
Bevor ich noch weiterdenken konnte, ertönte plötzlich die Mittags-Glocke und Rowan zerrte mich hinter sich her zum Mittagessen. Währenddessen plapperte sie über irgendetwas, das der Lehrer gesagt hatte, aber ich hörte nicht richtig zu.
Im Speisesaal angekommen stellte ich mich in der langen Schlange von Schülern an, die auf ihr Mittagessen warteten. Rowan unterhielt sich währenddessen mit Ryan, einem Mitschüler, der vor uns in der Schlange stand. Als ich an der Reihe war, sagte ich brav meine Nummer und bekam ein Tablett mit einem Alu-Behälter in die Hand gedrückt.
In der Gemeinschaft hatte jeder eine Nummer. Man bekam sie mit der Geburt und behielt sie bis in den Tod. Sie gewährleistete die Identifizierung, die für die Essensausgabe, Berufs- und Partnerzuweisung benötigt wurde. Ich hatte es schon immer als etwas unmenschlich empfunden, jemanden auf eine fünfstellige Nummer zu reduzieren, aber so war nun einmal die Regel der Gesellschaft.
Ich setzte mich zu Rowan, Ryan und Adam an den Tisch und klaubte den Deckel von meinem Behälter. Ein Schwall aus warmem Essensdunst schlug mir entgegen und ich bemerkte, dass ich eigentlich gar nicht hungrig war, obwohl ich heute Morgen kaum etwas gegessen hatte. „Was hast du heute?“, fragte Adam mich und warf einen neugierig einen Blick in meinen Behälter. „Sieht aus wie Hühnchen, Kartoffelbrei und diese braune Soße, die ich nicht mag.“, gab ich zurück. „Ugh…“, machte er. „Du kannst einem echt leidtun. Ich hab Pfannkuchen mit Blaubeeren.“ Er grinste. Mittlerweile hatten auch Rowan und Ryan den Deckel von ihren Behältern gezogen. „Ich hab das gleiche wie du.“, sagte Rowan. „Und ich hab Steak mit Süßkartoffelsalat!“, rief Ryan begeistert. Rowan warf ihm einen neidvollen Blick zu. Steak mochte sie am liebsten, mit Hühnchen konnte sie dagegen gar nichts anfangen.
Ich mochte beides nicht. Ich mochte kein Fleisch. Weil ich wusste, dass es kein echtes war. Ich wusste von meinem Großvater, der mir eine Menge Dinge gesagt hatte, die er nicht sagen hätte dürfen, dass das Fleisch, das wir bekamen, nicht von echten Tieren war. Es wurde künstlich hergestellt, so wie das meiste andere. Die Gemeinschaft hatte vor etwa 100 Jahren beschlossen, dass Tiere ein unnötiges Gesundheitsrisiko darstellten. Man hatte sie alle ausgerottet. Vom Nutz- bis zum Haustier. Alle.
Produkte wie Milch, Eier oder Fleisch wurden mittlerweile künstlich in den Fabriken erzeugt. Dass es so etwas wie Tiere überhaupt einmal gegeben hatte, wussten nur sehr, sehr wenige Menschen. Niemand erinnerte sich mehr wirklich daran. Es wusste auch kaum noch jemand, dass es einmal richtige Pflanzen gegeben hatte. Pflanzen, die welkten und eingingen, wenn man vergaß sie zu gießen. Die Gemeinschaft hatte alle Bäume und Büsche die zur Begrünung der Stadt dienten durch realistische Plastikkopien ersetzt. Sogar das Gras war mittlerweile aus Plastik. Die Gemeinschaft hatte anscheinend gedacht, das sei praktischer. Offensichtlich wurden sämtliche Nutzpflanzen in den Laboren der Gemeinschaft künstlich hergestellt. Ich hätte nur zu gern gewusst, wie sie das anstellten, aber das war eines der größten Geheimnisse der Gemeinschaft. Offensichtlich hatten sie Angst, dass die Menschen versuchen könnten, weniger abhängig zu werden, wenn sie wüssten, wie sie sich selbst versorgen konnten.
Adam riss mich aus meinen Gedanken. „Willst du nichts essen, Elinor?“, fragte er und lachte. Es passierte oft, dass meine Gedanken einfach abdrifteten und ich alles um mich herum nicht mehr wahrnahm. Ich sollte wirklich versuchen, das unter Kontrolle zu kriegen und aufmerksamer zu sein. Ansonsten würde die Gemeinschaft vielleicht irgendwann misstrauisch werden.
Um ihm nicht antworten zu müssen steckt ich mir eine große Gabel voller Kartoffelbrei und Hühnchen in den Mund. Während ich kaute, beobachtete ich Rowan und Ryan dabei, wie sie mit vollen Mündern darüber diskutierten, wo wir heute nach dem Unterricht hingehen würden.
„Ich weiß, dass du nicht so gerne schwimmst, aber um laufen zu gehen ist es heute doch eindeutig zu heiß!“, meckerte Ryan und ich grinste. Die Ausrede, dass es zu heiß war, benutzte er ständig. Dabei war es vollkommen unmöglich, dass es einmal zu heiß oder zu kalt war, weil die Gemeinschaft die Temperatur immer so regelte, dass es genau richtig war.
„Du willst doch nur nicht laufen gehen, weil du dann wieder keuchst und in Schweiß zerfließt!“, lachte Adam. „Genau! Und eben deswegen solltest du ja auch laufen gehen, damit deine Kondition besser wird und das nicht mehr passiert.“, stimmte ihm Rowan zu. Ryan warf mir einen hilfesuchenden Blick zu und ich schluckte einen Klumpen Kartoffelbrei runter, um Antworten zu können. „Ich finde auch, dass wir schwimmen gehen sollten. Immerhin haben wir das schon ziemlich lange nicht mehr getan.“, warf ich ein.
„Na gut, meinetwegen, dann gehen wir eben schwimmen. Aber nur, wenn ihr mir versprecht, dass wir das nächste Mal dann laufen gehen!“, maulte Rowan und begann, weiter zu essen. Ryan warf mir einen dankbaren Blick zu. Von allen meinen Freunden mochte ich ihn am liebsten. Weil er anders war. Mir war schon öfter aufgefallen, dass auch er nicht zu hundert Prozent hinter der Gemeinschaft stand, sondern auch gewisse Dinge hinterfragte. Ich hätte gerne mit ihm über diese Dinge gesprochen, aber er wusste nicht, wie ich darüber dachte und ich wollte ihn nicht in Gefahr bringen. Rowan und Adam hingegen waren Musterbürger. Sie standen voll und ganz hinter dem, was die Gemeinschaft tat. Aber ich konnte ihnen keinen Vorwurf deswegen machen, immerhin waren sie so erzogen worden.
Um mich nicht mit den anderen unterhalten zu müssen, die mittlerweile zum Thema Prüfungen gewechselt hatten, tat ich so, als wäre ich voll und ganz mit meinem Hühnchen beschäftigt. Ich zerrupfte das Stück Fleisch, rührte damit in der Soße herum, ließ es wieder fallen und tunkte es schlussendlich noch in den Kartoffelbrei. Ich bemerkte nicht, dass Ryan mich mit besorgtem Blick beobachtete.
Irgendwie schaffte ich es, bis zum Ende der Mittagspause alles aufgegessen zu haben. Ich bot den anderen an, ihre Alubehälter mit zum Mülleimer zu nehmen. Adam und Rowan verdrückten sich sofort und ließen ihre Behälter stehen, aber Ryan blieb und meinte, dass ich das doch gar nicht alles alleine tragen könnte. Nebeneinander liefen wir zum Mülleimer. Während wir in der Schlange standen, fragte er mich plötzlich, ob er einmal mit mir unter vier Augen sprechen könnte. An dem Blick, der in seinen Augen lag, bemerkte ich, dass er alleine mit mir sprechen wollte. Ganz alleine, ohne dass irgendwer von der Gemeinschaft mitbekam, über was wir sprachen. Irgendwo, wo uns niemand belauschen konnte. „Wann und wo?“, fragte ich. Ihm schien es wirklich wichtig zu sein. „Nach dem Schwimmen. Ich…ich kenne da einen Ort bei der Schwimmhalle, wo wir ungestört sind.“, sagte er, warf die Alubehälter in den Müll und verschwand ohne ein weiteres Wort.
Den restlichen Unterricht über rätselte ich, was Ryan mir wohl zu sagen hatte. Es musste etwas sein, dass niemand erfahren durfte, etwas schlimmes oder verräterisch. Etwas, wodurch jemand zu Schaden kommen könnte. Das hatte ich an seinem Blick gesehen.




Thema: Life
Argh. Ich hasse Montage, die mit einer Englischschulaufgabe anfangen...dabei hab ich nichts gegen Englisch. Aber ich hab was dagegen, wenn in der Überschrift irgendwas von Captain Cook steht und ich die Überschrift erklären soll, aber keinen Peil hab, wer Captain Cook ist... Und ich hab was dagegen, wenn der Lehrer in der Schulaufgabenangabe einen Tippfehler hat und ich ewig überlegen muss, was er meint >.< Und ich hab was dagegen, wenn L. wegen einem Wort die Aufgabenstellung für den Aufsatz nicht versteht (Wörterbuch hatten wir ja nich -.-) und deswegen den kompletten Aufsatz über das Gegenteil von dem schreibt, was er eigentlich schreiben hätte sollen. Toll, ehrlich. :D
Weiter ging dann der tolle Vormittag damit, dass wir einen Vortrag von einem Eu-Abgeordneten gehört haben, was ja eigentlich ganz interessant gewesen wäre, wenn dieser Typ nicht immer total vom Thema abgeschweift wäre und uns was über Essiggurken erzählt hätte. Irgendwann war mir dann so langweilig, dass ich die Haare auf dem Kopf von L² gezählt hab, weil der vor mir gesessen hat. Als ich mich bei 150 dann irgendwie verzählt hab, hab ich's aufgegeben...:D
In Sport ging's dann gleich mal lustig weiter, weil wir momentan Jazz Dance machen...oder machen sollten, wir haben nämlich nur die ganze Zeit rumgespackt und haben uns nen Tanz überlegt, den man auf einem Abba-Gedächtnis-Festival tanzen hätte können...anstatt dass wir uns ne richtige Choreo überlegen, immerhin wird das nächste Woche benotet...:D Aber neee, ich tu lieber so, als würd ich Zähne putzen, Boden wischen oder Salz streuen, so als Tanzbewegungen halt xD Irgendwann hab ich dann auch noch so Fenster-Wisch-Bewegungen gemacht und "We Wisch you a merry Christmas" zu singen - so viel zu meiner geistigen Zurechnungsfähigkeit :D
Im Tanzkurs sind M. und ich dann eigentlich nur doof rumgesessen, weil unsere Tanzpartner mal wieder nicht da waren. Yeeeha. Irgendwann kam dann C. und meinte, ob wir heute überhaupt schon mal richtig getanzt haben. Blöde Kuh :D Aber naja, die braucht eh nicht reden...immerhin kann die ja nicht mal den Grundschritt vom Walzer, geschweige denn den vom Disco-Fox...Oo Aber eeeeegal...C ist die einzige Person in meiner Klasse, die mir so richtig auf den Senkel geht...okey, eine von zweien, weil J. tuts auch...die hält sich für sooo toll >.< Nervig sowas...aber naja, nächstes Jahr bin ich die beiden los....und Latein, Physik und Wirtschaft auch...*-*
Außerdem hab ich heute mal wieder alle dazu gekriegt, zu lachen...find ich immer lustig sowas.
Unser Tanzlehrer meinte heute nämlich irgendwas von wegen Vatertag oder so und L meinte dann, dass er sich, wenn er jetzt schon Vater wäre, also mit 16, umbringen würde (natürlich nur als Scherz - glaub ich zumindest...) und ich meinte dann: "Jupp, ich mich auch!"


Jedenfalls hab ich grade beschlossen, nachher noch einen Teil von meiner Geschichte zu posten :) Allerdings bin ich mir noch nicht ganz sicher, wo ich das abtrenn, weil das erste Kapitel 4.500 Wörter hat....:D Aber ich schau mal, vorausgesetzt, ihr wollt das überhaupt lesen :D