Mittwoch, 22. Mai 2013
Thema: Writing
Heute gibt's mal wieder nen Teil von meinem Buch, weil ich mich mit dem tippen grade ein wenig schwer tu, weil ich am linken Handgelenk nen Mega-Verband hab :D Allerdings hält mich der auch nicht davon ab, dass ich weiterschreib, momentan hab ich nämlich nen richtigen Schreibfluss... xD Aber naja, here it is - Part 4:

Ich winkte Ryan zu, als er in den Transporter stieg, der ihn nach Hause bringen würde. Ich musste etwa eine Minute warten, bis der Transporter kam, der mich zu der Haltestelle vor dem Haus meiner Eltern bringen würde. Als ich einstieg, bemerkte ich, wie viele Menschen sich in dem Transporter befanden. Offensichtlich hatten sie heute alle schon Feierabend. Ich fand einen freien Platz, setzte mich und starrte aus dem Fenster. In Gedanken war ich immer noch bei dem, was Ryan mir erzählt hatte.
Ich war so in Gedanken versunken, dass ich beinahe meine Haltestelle verpasst hätte. Im letzten Moment schlüpfte ich noch durch die offene Tür und lief die Treppe zu unserem Haus hoch. Jamie wartete schon auf mich.
„Mom und Dad sind heute nicht da, sie haben gesagt, du musst auf mich aufpassen!“, rief er und grinste.
Das war mal wieder typisch für unsere Eltern. Jamie und ich waren ihnen völlig egal. Wir waren ihnen nur ein Klotz am Bein, sie hatten uns nur dafür bekommen, um ihren Teil zum Fortbestand der Gemeinschaft beizutragen. Sie kümmerten sich nicht um uns, ließen uns ständig alleine und wenn sie dann einmal zu Hause waren, ignorierten sie uns. Aber wir waren es nicht anders gewohnt und kamen ganz gut zurecht.
„Hast du schon was gegessen?“, fragte ich ihn.
„Nö, ich wollte auf dich warten. Das macht mehr Spaß!“, rief er und grinste, sodass ich seine vielen Zahnlücken sehen konnte. Ich ließ mich von ihm ins Ess- und Wohnzimmer zum Tisch ziehen, auf dem schon feinsäuberlich unsere Alubehälter mit dem Essen standen. Ich kickte meine Absatzschuhe in die Ecke und hockte mich auf meinen Stuhl. Ich wartete, bis Jamie aus der Küche kam, eine Flasche Wasser und zwei Gläser in der Hand. Er stellte alles auf dem Tisch ab und setzte sich dann im Schneidersitz auf seinen Stuhl. Mom hasste es, wenn er das machte. Deswegen erlaubte ich es ihm.
Ungeduldig zerrte er den Deckel von seinem Alubehälter und warf den Deckel einfach auf den Tisch. Ich lächelte. Jamie hatte einfach immer Hunger, egal ob er grade gegessen hatte oder nicht.
„Oh! Kuck mal, ich hab Fischstäbchen und gebratene Kartoffeln!“, rief er begeistert. Ich lächelte ihn an und strich ihm über seine lockigen Haare. Wenn er nur wüsste, dass es keine echten Fische waren, die er aß und dass die Kartoffeln künstlich hergestellt worden waren. Ich zog den Deckel von meinem Behälter und war einigermaßen positiv überrascht, als ich darin Pfannkuchen mit einer glibberigen Substanz entdeckte, die wohl Marmelade darstellen sollte. Zumindest war es kein Fleisch.
Neben mir schmatzte Jamie laut vor sich hin und schob sich sein Essen in den Mund, ohne wirklich zu kauen. Als er fertig war, stand er auf und warf seinen Behälter in den Mülleimer. Dann setzte er sich wieder an den Tisch und beobachtete mich wie heute Morgen beim Essen. Als sich noch ein Pfannkuchen in meinem Behälter befand, legte ich meine Gabel hin und schob den Behälter zu Jamie hinüber, der sich mit leuchtenden Augen darauf stürzte. Als er auch damit fertig war seufzte er zufrieden und lächelte selig vor sich hin.
„Spielst du mit mir ein paar Videospiele?“, fragte er plötzlich und lief zu der Medienstation in unserem Wohnzimmer. „Bleibt mir denn was anderes übrig?“, sagte ich und grinste.
„Nein, auf keinen Fall!“, lachte er, also stand ich auf und setzte mich vor dem riesigen Bildschirm neben ihn auf den Boden. Die nächsten zwei Stunden verbrachten wir damit, mit bunten Autos um die Wette zu fahren oder kleine Figuren durch fiktive Welten laufen zu lassen.
Plötzlich gähnte Jamie und ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon fast zehn – höchste Zeit für Jamie, um ins Bett zu gehen.
„Jamie, schau mal auf die Uhr, du musst jetzt ins Bett gehen. Immerhin musst du morgen wieder in den Kinderhort.“, sagte ich und stand auf. Widerwillig folgte er mir in sein Schlafzimmer und ließ sich von mir ins Bett bringen. Ich gab ihm einen Gute-Nacht-Kuss und schloss die Tür hinter mir.
Ich beschloss, selber schon ins Bett zu gehen, weil ich letzte Nacht nicht allzu viel geschlafen hatte. Ich ging ins Bad, wusch mir das Gesicht und warf meine Tageskleidung in den Wäschekorb. Dann löschte ich überall das Licht, tappte zurück in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Eigentlich wollte ich nicht schlafen. Ich hatte Angst davor, den Traum wieder zu haben. Aber mein Großvater hatte mir immer gesagt, man solle sich seinen Ängsten stellen, also schloss ich meine Augen und war bald darauf eingeschlafen.

Es war kalt und der Wind heulte um den Turm. Ich wusste, er war da, aber ich konnte ihn nicht sehen. Irgendetwas an dem Traum war anders als sonst. Ich ging nach rechts, auf die andere Seite der Plattform. Da stand er. Aber er war nicht alleine, jemand war bei ihm. Jemand den ich kannte. Ryan. Sie standen an der Brüstung der Plattform und unterhielten sich. Noch hatten sie mich nicht gesehen. Der schwarzhaarige Junge drehte sich um und musterte mich mit seinen dunkelbraunen Augen mir den silbernen und grünen Sprenkeln. Ein sanftes, wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. Wer war er? Aber bevor ich ihn fragen konnte, wer er war und wieso Ryan hier war, rammte mich jemand an der Schulter und ich stürzte wieder einmal über die Brüstung in den sicheren Tod hinab. Doch diesmal waren seine Augen nicht das letzte was ich sah. Ich sah überhaupt nichts mehr. Ich hörte nur, wie er laut meinen Namen rief, als ich über die Brüstung stürzte.

Schweißgebadet und schwer atmend wachte ich auf. Ich war verwirrt. Was hatte Ryan in dem Traum zu suchen gehabt? Wusste er, wer der Junge war? Immerhin hatte er in meinem Traum mit ihm gesprochen, vielleicht bedeutete das, dass er ihn im wirklichen Leben auch kannte? Ich würde ihn heute in der Schule fragen, ob er einen schwarzhaarigen Jungen kannte, der braune Augen mit silbernen und grünen Sprenkeln hatte. Und wer hatte mich über die Brüstung gestoßen? Ich hatte immer geglaubt, es wäre dieser Junge gewesen, aber offensichtlich war es jemand anderes gewesen. Es frage sich nur, wer.