Mittwoch, 11. November 2015
Thema: Life
So, heute mal zu einem Text, der mir jetzt schon länger im Kopf umgeht, um genau zu sein seitdem ich das letzte Mal meine Physikaufaben gemacht hab und gemerkt hab, dass ich Spaß dran habe. Ja, ich, Spaß an Physik, man mag es kaum glauben.


Ich hab letztens von Buzzfeed ein Video gesehen, mit dem Titel [ I Am Not That Girl ] .
Ich war und ich werde auch nie dieses Mädchen sein, dem die Aufmerksamkeit von anderen, insbesondere des männlichen Geschlechts zufliegt. Dummerweise war ich früher der Meinung, ich müsste das irgendwie kompensieren.
Früher dachte ich, ich müsste diesen, ich nenne es mal 'Mangel an natürlicher Anziehungskraft' dadurch kompensieren, dass ich mich dumm stelle.
Als ich auf's Gymnasium kam, war es ja irgendwie uncool, wenn ich Mädchen Mathe, Physik und co. mochte und vielleicht auch noch gut darin war. Deswegen dachte sich mein früheres Ich, "Hey, dich schaut eh schon keiner an, wenn du dann auch noch anfängst, dich für Naturwissenschaften zu interessieren, dann wird das erst recht nichts."
Hm, ja, blöd oder? Tja, so kam es dann eben dass ich mich in sämtlichen naturwissenschaftlichen Fächern blöd stellte und so tat, als würde ich nix kapieren - bis ich dann irgendwann wirklich nix mehr kapiert habe, weil ich mir dachte, wenn du dich eh dumm stellst brauchst du ja auch nicht mehr aufpassen.
Ganz ehrlich, ich würde meinem jüngeren Ich gerne so einiges sagen. Dass es egal ist, wie viel Aufmerksamkeit man von Jungs bekommt. Dass es absolut nicht cool oder süß ist, wenn man seine Interessen und Fähigkeiten herunterspielt weil man denkt, dass man dann eher gemocht wird.
Tja, hätte ich nur vor ein paar Jahren schon gewusst, dass ich nicht existiere, um die Aufmerksamkeit von irgendwelchen Typen zu bekommen, dass auch ein Mädchen Physik oder Mathe mögen darf (schade, dass es da noch keine MINT-Förderung gab, so wie es die heute gibt.]
Hätte ich das vor ein paar Jahren gewusst, hätte ich wohl jetzt die Blockade nicht, die ich immer hab wenn ich irgendwas rechnen soll, dann hätte ich wohl mein Mathe-Abi auf Anhieb bestanden - verstehen tu ich ja alles, aber ich trau mich nicht, es umzusetzen.

Aber: ich weiss jetzt wieder, dass mich Naturwissenschaften eigentlich interessieren und faszinieren. Ich weiss jetzt, dass ich mich nicht mehr dumm stellen muss um gemocht zu werden, dass ich so schlau sein kann wie ich eigentlich bin. Dass es total egal ist, ob mich andere für einen Nerd halten, immerhin bin ich ja in gewisser Weise auch einer, wieso also sollte das etwas schlechtes sein.
Deswegen, Schluss damit, etwas vorzugeben, was man nicht ist. Lieber damit anfangen, von anderen den Respekt zu erwarten, einen so zu mögen, wie man ist - ohne Kompromisse. Und wenn einen jemand nicht mag? - Scheiß drauf! Dann eben nicht.
Klingt leichter, als gesagt, ich weiss. Aber man lernt das mit der Zeit, ich bin selber erst am Anfang davon.

Das blöde ist, dass ich mir über all diese Sachen jetzt erst klar werde. Aber besser spät als nie.
Vielleicht gibt es in nächster Zeit mehr Beiträge in der Art - Sachen, die mir klar werden oder es geworden sind.


Auf jeden Fall würde mich eines interessieren, und zwar, ob es euch auch schon so ging [oder noch so geht], dass ihr das Gefühl habt oder hattet, euch anders geben zu müssen, damit ihr euch besser in die Gesellschaft einfügt. Ich hab fast das Gefühl, dass jeder das in der einen oder anderen Weise kennt, egal ob Junge oder Mädchen. Deswegen: wenn Ihr selber sowas schon erlebt habt, könnt ihr mir das gerne erzählen, das würde mich nämlich echt interessieren.


Und nochwas: ich kann euch nicht sagen, wie froh ich bin , diesen Post geschrieben zu haben. Irgendwie erleichtert. Befreit.